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Herzschrittmacher: Arten, Lebenserwartung und Risiken | Überblick


Taktgeber fürs Herz
Herzschrittmacher – kleines Gerät, große Wirkung

mp , Annukka Aho-Ritter

Aktualisiert am 08.01.2024Lesedauer: 7 Min.
Mediziner hält einen Herzschrittmacher und zeigt mit einem Stift daraufVergrößern des Bildes
Ein implantierbarer Herzschrittmacher kann die Funktion des körpereigenen Taktgebers dauerhaft übernehmen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Ein Herzschrittmacher bringt das Herz wieder auf Trab, wenn es zu langsam schlägt. Wie genau das funktioniert und was es nach der OP zu beachten gibt, erfahren Sie hier.

Das Herz ist eine Meisterleistung der Natur: Es schlägt bei den meisten Menschen in immer genau dem richtigen Takt – schneller, wenn sie Sport treiben, und langsamer, wenn sie ruhen oder schlafen. Und normalerweise bleibt das alles völlig unbemerkt, denn die Regulation des Herzrhythmus läuft automatisch und ohne willentliche Steuerung ab.

Doch es gibt Fälle, in denen das Herz dauerhaft zu langsam schlägt, fachsprachlich Bradykardie genannt: Die Herzfrequenz liegt dann unter 50 bis 60 Schlägen pro Minute. Hinter einer solchen Herzrhythmusstörung stecken meist Störungen des Reizbildungs- oder Erregungsleitsystems des Herzens. Hilfe verspricht in diesen Fällen ein Herzschrittmacher.

Reizbildungs- und Erregungsleitsystem des Herzens

Der Sinusknoten ist der wichtigste Taktgeber für den Herzrhythmus und befindet sich im rechten Vorhof (Atrium). Er besteht aus einer Gruppe von spezialisierten Herzzellen, die rhythmische elektrische Impulse aussenden. Diese Impulse wandern wellenförmig über den gesamten Vorhof und landen schließlich beim AV-Knoten.

Da es bei einem Ausfall des Taktgebers zu einem Herzstillstand käme, hat die Natur einen zweiten Taktgeber eingerichtet, der sozusagen als ein Backup für den Sinusknoten dient: Der AV-Knoten kann nämlich auch selbst elektrische Impulse erzeugen, allerdings mit deutlich langsamerer Frequenz als der Sinusknoten.

Vom AV-Knoten aus verteilen spezielle Nervenfasern, das His-Bündel, die elektrischen Impulse auf die beiden Hauptkammern (Ventrikel) des Herzens, die sich dann rhythmisch zusammenziehen und wieder entspannen.

Was ist ein Herzschrittmacher und wie funktioniert er?

Ist der Sinusknoten als primärer Taktgeber des Herzens gestört beziehungsweise fällt er ganz aus (Sick-Sinus-Syndrom) oder ist die Verbindung vom Sinusknoten zur Herzkammer unterbrochen (Reizleitungsstörung), übernimmt der AV-Knoten dessen Funktion. Allerdings schlägt das Herz dann nur noch sehr langsam, sodass es nicht mehr ausreichend Blut in den Körper pumpt. Die Folge sind Beschwerden wie:

  • Schwindel
  • Ohnmachtsanfälle
  • Leistungsminderung
  • Luftnot, vor allem bei Belastung
  • verminderte geistige Leistungsfähigkeit (wie Konzentrationsprobleme oder Vergesslichkeit)

Ein Herzschrittmacher lässt das Herz wieder in einem schnelleren Takt schlagen, da er die Funktion des körpereigenen Taktgebers übernimmt. Es gibt sowohl externe Herzschrittmacher, die nur kurzfristig beispielsweise für die Dauer einer Operation verwendet werden, als auch implantierbare Herzschrittmacher, die in den Körper eingesetzt werden und dauerhaft dort bleiben.

Solche implantierbaren Herzschrittmacher bestehen aus zwei Hauptkomponenten: dem scheibenförmigen Aggregat, das etwa fünf Zentimeter groß ist und unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut oder unter den Brustmuskel eingesetzt wird, und einer oder mehreren drahtförmigen Elektroden. Diese Elektroden werden bei der OP in eine Vene eingefädelt, von dort zu ihrer endgültigen Position im Herzen vorgeschoben und dann mit dem Aggregat verbunden.

Die genaue Anzahl der Elektroden hängt davon ab, um welchen Herzschrittmacher-Typ es sich handelt:

  • Einkammer-Schrittmacher: Bei dieser einfachsten Form von Herzschrittmacher ist nur eine Elektrode nötig. Die Spitze der Elektrode liegt abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung entweder in der rechten Herzkammer (ventrikulär) oder, was aber deutlich seltener ist, im rechten Vorhof (atrial).
  • Zweikammer-Schrittmacher: Dies ist der am häufigsten verwendete Schrittmacher-Typ. Er verfügt über zwei Elektroden: Eine liegt im rechten Vorhof und eine in der rechten Herzkammer.
  • Dreikammer-Schrittmacher: Dieser auch als biventrikulärer Schrittmacher bezeichnete Typ kommt nur zum Einsatz, wenn eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) vorliegt und das Zusammenspiel von linker und rechter Herzkammer gestört ist. Durch eine dritte Elektrode in der linken Herzkammer lässt sich die Herztätigkeit dann wieder abstimmen, also synchronisieren, was die Herzleistung deutlich verbessern kann. Diese besondere Form der Herzschwäche-Behandlung nennen Fachleute daher kardiale Resynchronisationstherapie (CRT).

Außerdem gibt es bei Herzschrittmachern zwei verschiedene Betriebsarten (Modi), die sich in ihrer Reaktion auf eine registrierte Eigenaktivität des Herzens unterscheiden:

  1. I-Modus (Inhibierung): Im inhibierenden Modus gibt der Herzschrittmacher dauerhaft elektrische Impulse ab, um die Herzfrequenz zu kontrollieren. Diese Stimulation wird aber gehemmt (inhibiert), wenn das Gerät eine Eigenaktivität des Herzens feststellt.
  2. T-Modus (Triggerung): Im getriggerten Modus gibt der Schrittmacher nur dann Impulse ab, wenn er eine Eigenaktivität registriert. Das kann beispielsweise bei einer AV-Überleitungsstörung sinnvoll sein, um die Blockade zwischen Vorhof und Herzkammer zu überbrücken.

Mehr als nur ein Schrittmacher

Heutzutage besitzen die meisten Herzschrittmacher neben der eigentlichen Schrittmacherfunktion noch zahlreiche weitere Zusatzfunktionen. Sie können beispielsweise über spezielle Sensoren eine körperliche Anstrengung erkennen und die Herzschlagfrequenz entsprechend erhöhen.

Außerdem sind die heutigen Schrittmacher in der Lage, die elektrische Aktivität im Herzen kontinuierlich aufzuzeichnen und als Elektrokardiogramm (EKG) abzuspeichern, sodass sich die Daten bei der nächsten ärztlichen Untersuchung auslesen lassen. Manche Geräte gehen sogar noch einen Schritt weiter: Beim sogenannten "Home Monitoring" lädt der Schrittmacher die aufgezeichneten Messwerte automatisch in eine Datenbank hoch, über die die Ärztin oder der Arzt direkt Zugriff auf die Daten hat. So lassen sich mögliche Probleme frühzeitig erkennen.

Darüber hinaus geben manche Geräte zusätzlich Strompulse ab, wenn das Herz aufgrund einer gefährlichen Herzrhythmusstörung wie einer Kammertachykardie oder Kammerflimmern plötzlich zu schnell zu schlagen beginnt. Solche Geräte heißen implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD). Einen Dreikammer-Schrittmacher mit Defibrillatorfunktion nennt man CRT-D-Gerät.

Wie lange dauert eine Herzschrittmacher-OP?

Die Implantation eines Herzschrittmachers gehört zu den Routineeingriffen und erfolgt entweder ambulant oder im Rahmen eines kurzen Krankenhausaufenthalts. Die OP findet in der Regel unter örtlicher Betäubung statt und dauert etwa 60 bis 90 Minuten. Die Mehrheit der Behandelten kann noch am selben Tag wieder aufstehen und spätestens nach wenigen Tagen die Klinik wieder verlassen.

Risiken einer Herzschrittmacher-Therapie

Komplikationen sind bei einer Herzschrittmacher-OP selten, kommen aber mitunter vor. Zu den möglichen Komplikationen gehören beispielsweise Infektionen, Wundheilungsstörungen, Blutungen, Verletzungen der Lunge und eine falsche Position des Schrittmachers. Zudem kann es im Verlauf der Therapie vorkommen, dass beispielsweise Fehlfunktionen des Geräts auftreten oder die Elektroden verrutschen.

Wie lange muss man sich nach einer Herzschrittmacher-OP schonen?

Um den Heilungsprozess nicht zu beeinträchtigen, ist es ratsam, sich in den ersten Tagen nach dem Eingriff zu schonen und den operierten Bereich nicht zu heftig zu bewegen oder zu beanspruchen. In den meisten Fällen sollten Betroffene nach etwa zwei bis vier Wochen wieder ganz normal Ihren gewohnten Alltagstätigkeiten nachgehen können. Wer Fragen dazu hat, wann bestimmte Aktivitäten wieder möglich sind, spricht am besten mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt darüber.

Wie lange können Menschen mit einem Herzschrittmacher leben?

Menschen mit einem Herzschrittmacher haben grundsätzlich eine ähnliche Lebenserwartung wie die Allgemeinbevölkerung – dies gilt allerdings nur, wenn keine relevanten Begleiterkrankungen vorliegen. Eine begleitende Herzschwäche, Vorhofflimmern oder bestimmte andere Erkrankungen wirken sich unter Umständen negativ auf die Lebenserwartung aus.

Wichtig zu wissen ist, dass der Herzschrittmacher selbst nur eine begrenzte Lebensdauer hat, denn im Gerät ist eine spezielle Batterie verbaut, die sich nicht wieder aufladen lässt. Da die Batterie fester Bestandteil des Aggregats ist, muss das gesamte Aggregat rechtzeitig im Rahmen einer kleinen Operation ausgetauscht werden, bevor die Batterieleistung erschöpft ist. Dies ist nach durchschnittlich sechs bis zehn Jahren der Fall.

Aber da die Leistung eines Herzschrittmachers je nach Gerätetyp, -modell und -programmierung unterschiedlich ist, überprüft die Ärztin oder der Arzt bei den regelmäßigen Nachuntersuchungen immer auch den Batteriestand. Steht ein Aggregatwechsel an, werden die Elektroden in den meisten Fällen an Ort und Stelle belassen und einfach an das neue Aggregat angeschlossen.

Was darf man nicht mit einem Herzschrittmacher?

Grundsätzlich können Menschen mit Herzschrittmacher ihr Leben wieder ganz normal leben, sobald die Wundheilung nach der OP abgeschlossen ist. Arbeit, Hobbys, Reisen, Sport, Sex – all das ist in der Regel ohne Einschränkungen möglich, sofern keine Begleiterkrankungen vorliegen, die dagegen sprechen.

Da ein gesunder Lebensstil wesentlich zur Herzgesundheit beiträgt, sind jedoch Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum zu vermeiden. Vorsicht ist zudem bei bestimmten Elektrogeräten sowie bei bestimmten Sportarten geboten. Betroffene lassen sich hierzu vorher am besten ärztlich beraten.

Welche Geräte stören Herzschrittmacher?

Im Beruf und in der Freizeit sind Menschen von immer mehr Geräten umgeben, die ein elektromagnetisches Feld erzeugen. Die gute Nachricht ist: Die meisten davon sind für Trägerinnen und Träger von Herzschrittmachern harmlos. Neuere Arbeiten weisen zum Beispiel darauf hin, dass es bei modernen Mobiltelefonen und Smartphones nicht mehr notwendig ist, einen Mindestabstand zum Herzschrittmacher einzuhalten.

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Sicherheitshalber sollten Menschen mit Herzschrittmacher ihr Handy sowie Kopfhörer und Lautsprecher mit starken Dauermagneten aber trotzdem nicht direkt auf das Aggregat legen und zu induktiven Mobiltelefonladestationen einen Abstand von mindestens zehn Zentimetern wahren.

Vorsicht ist dagegen bei bestimmten elektronischen Haushaltsgeräten geboten: So ist es zum Beispiel wichtig, einen Sicherheitsabstand von 25 Zentimetern (cm) zwischen dem Implantat und Induktionskochfeldern einzuhalten – also bitte beim Kochen nicht direkt über die Kochplatte beugen. Zudem sollten elektrische Geräte korrekt geerdet sein und defekte elektronische Haushaltsgeräte keinesfalls genutzt werden. Bei Haartrocknern und Rasierapparaten ist ein Sicherheitsabstand von 5 cm, bei Heizlüftern und Elektroheizkörpern von 10 cm und bei WLAN-Sendern von 15 cm zum Implantat empfehlenswert.

Ferner ist es ratsam, in Kaufhäusern und Supermärkten nicht im Bereich von Diebstahlsicherungen zu verweilen, sondern deren elektromagnetisches Feld zügig zu passieren. Metalldetektoren, wie sie sich beispielsweise an Flughäfen finden, scheinen prinzipiell ungefährlich für Menschen mit Schrittmachern zu sein. Um die eigenen Nerven und die des Sicherheitspersonals zu schonen und keinen falschen Alarm auszulösen, empfiehlt es sich für Betroffene, dem Personal vor Betreten der entsprechenden Sicherheitsbereiche Ihren Herzschrittmacher-Ausweis zu zeigen.

Welche Sportarten eignen sich für Menschen mit Herzschrittmacher?

Körperliche Betätigung ist gesund – das gilt auch für Menschen mit Herzschrittmacher. Betroffene brauchen keine Angst davor zu haben, trotz eines Herzschrittmachers Sport zu treiben. Im Prinzip sind dabei alle Sportarten geeignet – außer Tauchen in einer Tiefe von mehr als fünf Metern. Beim Tauchen in diesen Tiefen wird nämlich großer Druck auf den Schrittmacher ausgeübt, was ihn dauerhaft beschädigen kann.

Allerdings ist beim Sport darauf zu achten, dass das Training auf andere eventuell vorliegende Erkrankungen abgestimmt ist. Liegt beispielsweise eine Durchblutungsstörung des Herzens oder eine Herzschwäche vor, ist es wichtig, die eigene Belastungsgrenze zu kennen. Durch einen Belastungstest können Betroffene bei einer Kardiologin oder einem Kardiologen abklären lassen, welche Belastungsgrenze noch gesund ist und welche Sportarten sich am besten eignen.

Zudem gilt: Da Schläge und Stöße auf den Brustkorb zu einer Beschädigung der Elektroden oder des Aggregats führen können, sollten Menschen mit einem Schrittmacher Kampfsportarten meiden. Eine mechanische Belastung im Bereich des implantierten Aggregats oder des Schultergürtels führt mitunter auch bei sehr intensivem wettkampforientiertem Training oder bei Leistungssport zu Schäden am Schrittmacher; Einzelfälle sind für Sportarten wie Tennis, Squash, Golf und Gewichtheben bekannt. Wer diese Sportarten aber "nur" als Freizeitsport treibt, darf das unbesorgt weiterhin tun.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Schuchert, A.: Langsame Herzrhythmusstörungen: Therapie mit einem Herzschrittmacher. In: Leben mit Herzrhythmusstörungen. Deutsche Herzstiftung e. V. (Hrsg.), Frankfurt am Main 2021
  • Herzschrittmacher-OP: ein Routine-Eingriff. Online-Informationen der Deutschen Herzstiftung: www.herzstiftung.de (Abrufdatum 21.1.2022)
  • Erregungsentstehung und Erregungsausbreitung im Herzen. Online-Informationen von Thieme via medici: www.thieme.de/viamedici (Stand: 16.12.2021)
  • Glikson, M., et al.: 2021 ESC Guidelines on cardiac pacing and cardiac resynchronization therapy. European Heart Journal 2021, Vol. 42, Iss. 35, pp. 3427-3520 (14.9.2021)
  • Sport mit Herzschrittmacher und implantiertem Defibrillator. Infobroschüre der Deutschen Herzstiftung (Hrsg.), Frankfurt am Main (Stand: Oktober 2019)
  • Wie funktioniert ein Herzschrittmacher? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 3.7.2019)
  • Wie funktioniert ein implantierbarer Defibrillator (ICD)? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 3.7.2019)
  • Napp, A., et al.: Elektromagnetische Interferenz von aktiven Herzrhythmusimplantaten im Alltag und im beruflichen Umfeld. Der Kardiologe 2019, Bd. 13, Ausgabe 4, S. 216-235 (19.7.2019)
  • Schrittmachertherapie. Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 23.4.2019)
  • Herzschwäche – CRT-Schrittmacher mit oder ohne Defibrillator? Online-Informationen des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin: patienten-information.de (Stand: November 2018)
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